Ostern im Baltikum: Litauen.
18 04 2013Nur gerade eine Woche nach dem Ausflug auf den Balkan sollten erneut 2 Länderpunkte innert 2 Tagen abgehakt werden. Diesmal sollte das Baltikum komplettiert werden. Die Anreise gestaltete sich jedoch einiges unangenehmer. Da ich sehr kurzfristig buchen konnte blieb als einzige bezahlbare Möglichkeit ein Flug mit Ryanair ab dem Flughafen Orio Al Serio bei Bergamo. Ryanair, da stehen mir die Haare zu Berge wenn ich den Namen nur höre. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Mit dem Auto ging es mit wenig Schlaf im Gepäck Richtung Süden, direkt in den Osterstau am Gotthard-Tunnel. Mit 35 Minuten Wartezeit bin ich jedoch noch glimpflich davon gekommen. Da ich noch genügend Zeit hatte umfuhr ich die italienischen Mautstellen und tuckerte gemütlich über Landstrassen nach Bergamo, wo gegen 5:00 Uhr in der Früh meinen reservierten und bewachten Parkplatz (4 Tage, 18 Euro) entgegennahm.
Per Shuttle wurde ich anschliessend zum Flughafen gebracht, welcher seit meinem letzten Besuch 2009 enorm gewachsen ist. Damals gabe es lediglich eine Snackbar und es gingen ein paar Flüge, inzwischen kann man nach Herzenslust einkaufen und hat eine grosse Auswahl an Frühstücksbars (nach dem Scurity Check billiger). Zudem gehen alleine am Morgen 20-30 Flüge allein von Ryanair, welche hier auch viele Maschinen stationiert hat.
Genau, nun zu Ryanair. Ich frage mich ernsthaft wie so eine Airline eine Betriebsbewilligung bekommt. Klar, die Flüge sind billig (meiner ging gerade noch so mit 130 Euro return). Allerdings wird man behandelt wie ein Stück Dreck. Eine Stunde vor dem Boarding stehen die Leute Schlange, man hat ja keinen zugewiesenen Sitzplatz. Dann zahlen viele noch horrende Gebühren weil ihr Handgepäck nicht in den winzigen Rahmen passt (was natürlich genaustens kontrolliert wird). So viele Leute wie in ein Flugzeug passen finden auch im Bus dorthin Platz, also gehts zusammengepfercht Richtung Flieger. Da natürlich das pure Chaos weil das ganze Handgepäck nicht annähernd in den Gepäckfächern Platz hat. Irgendwie drückte ich mich dann doch in einen der viel zu engen Sitze (mit Hartplastik am Knie, ganz toll) und versuchte zu schlafen, was bei der penetranten Werbung nur schwer möglich war. Zu guter letzt ertönte nach der Landung die Fanfare und man wies darauf hin dass die ein weiterer pünktlicher Flug von Europas beliebtester Airline gewesen sei. 2 Lügen in einem Satz, denn pünktlich waren wir wohl nur nach deren Uhr.
Immerhin war ich nun in Vilnius und schaute erst einmal nach einer Möglichkeit in die Stadt zu kommen. Taxis sind für die paar Kilometer extrem teuer, der Zug (2.5 Litas, 1 CHF = ca. 2.8 LTL) fuhr mir gerade vor der Nase ab und so nahm ich den Bus für ebenfalls 2.5 LTL. Vom Bahnhof / Busbahnhof „Stotis“ war es nur noch ein kleiner Fussmarsch zum sehr angenehmen Hostel „Hostelgate“ in der hübschen Altstadt. Weniger angenehm waren die eisigen Temperaturen und vor allem der Wind.
Nach ein paar warmen Kaffees machte ich mich auch gleich auf die Altstadt zu erkundigen, welche einige Sehenswürdigkeiten bietet. Nichts spektakuläres, doch alles in allem lässt es sich in Litauen Hauptstadt sehr gut aushalten. Dies liegt nicht zuletzt am leckeren Essen, welches ich im Restaurant „Forto Dvaras“ zu einem guten Preis von hübschen Kellnerinnen serviert bekam. Ich gönnte mir eine Art litauisches Cordon Bleu und ein grosses Glas des heimischen Gerstensaftes „Svyturis“, was zusammen gerade mal etwa 8 CHF gekostet hat.
Abends war wieder einmal Clubbing angesagt. Da es doch recht heftig schneite entschied ich mich für den Club welcher am nächsten bei meinem Hostel lag. Als ich gegen 23:00 Uhr noch kostenlos eintreten durfte war ich beinahe der Erste, doch innert einer Stunde war das „Salento“ gut gefüllt. Der Club war doch sehr italienisch angehaucht. Hinter dem Tresen hingen italienische Fussballschals und auf den Bildschirmen lief ein italienischer Musiksender. Auch der DJ stammte aus dem Land in Stiefelform. Zum Glück bestand immerhin der Grossteil der Gäste aus baltischen Schönheiten.
Am Samstag gönnte ich mir noch eine leckere Portion Pelmeni (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen), schlenderte durch die Markthalle und besichtigte das Tor der Morgenröte, eines der heiligsten Bauwerke des Landes. Rund um das Tor wird allerlei religiöser Krimskrams verkauft, aber auch leckere Süssigkeiten. Danach chillte ich noch etwas im Hostel ehe ich mit dem Bus in die Neustadt fuhr. Etwas ausserhalb von Vilnius befindet sich die Sportima Arena, eine Halle mit gewölbtem Dach in welcher man eher Eishockey vermuten würde. Tatsächlich ist dies aber der Winterspielort des Fussball-Erstligisten V.M.F.D. Zalgiris Vilnius.
Fussball, Litauen, A Lyga, neuer Ground und Länderpunkt
30.03.12 V.M.F.D. Zalgiris Vilnius – FK Tauras Taurage
1:0 (1:0), 500 Zuschauer, Sportima Arena, Vilnius
Zuschauer kamen rund 500 in die immer noch sehr kalte Halle. Auf den zwei Längsseiten gab es je eine Tribüne, es war jedoch nur eine Seite geöffnet. Ganz links aussen fanden sich die rund 60 aktiven Ultras des Heimteams ein, welche doch ordentlich für Stimmung sorgten. Auch optisch konnten sie überzeugen. Die 5-10 mitgereisten Supporter der Gäste hörte man lediglich am Anfang. Leider war das Niveau des Spiels nicht für Fussballgourmets und irgendwie war ich dann doch froh als der Kick zu Ende war.
Obwohl Samstagabend war ging ich früh zu Bett, schliesslich musste ich frühmorgens auf den Bus. Irgendwie konnte mir keiner sagen ob die Uhren in dieser Nacht auch in Litauen auf Sommerzeit umgestellt werden (wurden sie schlussendlich). Als ich mir gegen 5:00 in der Hostelküche eine Kaffee machen wollte dachten die immer noch trinkenden Weissrussen doch tatsächlich sie könnten mich überzeugen statt dess Kaffees mit ihnen die Wodkaflasche zu leeren. Nun ja, mit den Mädels hätte ich gerne ein paar Gläser getrunken, doch schliesslich wartete bereits ein neues Land auf mich…